Dienstag, 2. Dezember 2008

Faule Äpfel und tote Hühner

„Mit der Kreativität haben selbst große Geister ihre Probleme“, weiß T.C. Boyle. Der US-Schriftsteller verzückte seine Leserschaft mit historischen Romanen wie Wassermusik (deren Held, der schottische Entdeckungsreisende Mungo Park, wirklich gelebt hat), Abgesängen auf die Hippie-Bewegung (Grün ist die Hoffnung, Drop City) oder auch dem Sanatoriumsdrama Willkommen in Wellville, eine Art amerikanischer Adaption von Thomas Manns Der Zauberberg.

Boyles Initialen stehen für Tom Coraghessan: Thomas nannten ihn seine Eltern, den zweiten Vornamen gab er sich selbst - nach einem Vorfahren aus seiner irischstämmigen Familie. Boyles literarische Wurzeln liegen ebenfalls in Europa, und der Autor kommt gerne darauf zu sprechen.

In Deutschland etwa hat er sich nicht nur von Thomas Mann inspirieren lassen: „Friedrich Schiller“, sagte Boyle in einem Interview, „konnte angeblich nur schreiben, wenn er den Geruch von verfaulten Äpfeln in der Nase hatte.“ Auf die Frage, welchen Tricks er denn seine Einfälle verdanke, antwortete Boyle freimütig: „Ich töte jeden Morgen ein Huhn und lasse das Blut in eine Schüssel laufen. Während ich schreibe, bade ich meine Füße in der Schüssel. Wenn das Blut erkaltet ist, ist mein Tagwerk beendet. Da kann der alte Schiller nicht mithalten, oder?“

Vielleicht lag es daran, dass Schiller einfach nicht so viel Zeit zur Verfügung stand. Der Mann starb mit 45. T.C. Boyle immerhin wird heute 60 Jahre alt.

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