Wie viele Menschen leben in Deutschland? 82,44 Millionen, sagt die Statistik von 2005. In Wirklichkeit, schätzt die Bundesregierung, dürften es 1,3 Millionen weniger sein, denn die vorliegenden Zahlen sind hoffnungslos überaltert. Gewissheit, sagt Wolfgang Schäuble, bringt nur eine neue Volkszählung. Für den Innenminister ist der geplante Zensus eine lohnende Investition, liefert er doch zuverlässige Daten zur Planung neuer Programme in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft.
Allerdings kann eine solche Volkszählung auch mal in die Hose gehen. Zuletzt geschah dies vor 25 Jahren: Am 15. Dezember 1983 erklärte der in Karlsruhe ansässige höchste deutsche Gerichtshof den damals von der Kohl-Regierung geplanten Zensus für verfassungswidrig. Zu wissbegierig waren die Fragen auf den Bögen der mehr als 100 000 Zähler, die jeden einzelnen Haushalt aufsuchen sollten. Dadurch sahen die Obersten Richter die Grund rechte verletzt.
Besonders unangenehm war den Datenschützern – in kürzester Zeit hatten sich Dutzende Bürgerinitiativen gebildet – die ausgelobte Kopfprämie aufgestoßen: Für jeden bislang nicht gemeldeten Deutschen sollten den Fahndern – pardon: Zählern – zwei Mark fünfzig, für jeden nicht ordnungsgemäß sich im Lande aufhaltenden Ausländer sogar fünf Mark ausgezählt werden.
Auf solche Spürmaßnahmen will Schäuble in der neuen Erhebung verzichten. Sie soll 2011 stattfinden; nicht nur in Deutschland, sondern in der gesamten EU. Bis dahin wird wohl noch viel über die Inhalte der zu verteilenden Fragebögen diskutiert werden. Hausbesuche von Zählern schließt die Bundesregierung diesmal von vornherein aus.
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