Dienstag, 20. Juli 2010

Der 20. Juli

Jedes Jahr am 20. Juli wird der Hitler-Attentäter um den Grafen Stauffenberg gedacht. Früher brandmarkten sie die politische Rechte als Vaterlandsverräter, heute werden sie als Heroen stilisiert, zuletzt in dem unsäglichen Film Operation Walküre mit Tom Cruise in der Hauptrolle. Für Verunglimpfung und Heldenverehrung können die Beteiligten von damals nichts. Ihnen ist allenfalls vorzuwerfen, dass sie ihr Attentat reichlich spät verübten, 11 Jahre nach der Machtergreifung und 5 Jahre nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs.

Diesen nicht verhindert zu haben warf sich ein anderer Hitler-Attentäter vor: Georg Elser handelte allein, aus Gewissensgründen und war anders als etwa Stauffenberg ein Hitler-Gegner der ersten Stunde. Die Vorbereitungen zum Attentat, das Hitler und den Krieg stoppen sollte, begannen nach der Münchner Konferenz und nahmen viele Monate in Anspruch: Tagsüber musste sich Elser in München verstecken, nachts schlich er sich in den Bürgerbräukeller ein, in dem Hitler traditionell in der Nacht zum 9. November eine Rede in Gedenken an frühe Nazi-Märtyrer zu halten pflegte. Am 8. November kamen 7 neue hinzu: Die Säule neben dem Rednerpult enthielt Dynamit; Elser hatte sie in monatelanger Nachtarbeit ausgehöhlt und entsprechend präpariert. Der Führer überlebte den Anschlag. Wegen Nebels hatte er München nicht per Flugzeug verlassen können und nahm den Zug Richtung Berlin. Als die Bombe per Zeitzünder detonierte, hatte Hitler den Saal bereits verlassen.

Elser wurde einen Tag später beim Versuch, die Schweizer Grenze zu überqueren, verhaftet. Er landete in Gestapo-Haft und nach monatelangen Verhören im KZ Dachau. Dort wurde er am 9. April 1945 ermordet – 20 Tage bevor amerikanische Truppen das Konzentrationslager befreiten. Einen Gedenktag für Elser gibt es bis heute nicht.