Ein Meinungsforschungsinstitut sollte nicht nur Statistiken abliefern, mittels derer sich verschiedene Tatbestände belegen lassen. Es muss auch in der Lage sein, Vorhersagen zu treffen, die sich auch als Fehlprognose gut verkaufen lassen. Vorbild war das in der griechischen Antike berühmte Delphische Orakel. Dessen Rat zogen alle Machthaber ein, die vor einer wichtigen Entscheidung standen.
So auch Krösus, der König von Lydien: Vor seinem geplanten Feldzug gegen den mächtigen Nachbarn Persien befragte er sicherheitshalber die renommierte Anstalt am Fuß des Parnass-Gebirges. Die antiken Vorhersageexperten prophezeiten ihm: „Wenn du die Grenze nach Persien überschreitest, wirst du ein großes Reich zerstören.“ Krösus zog im Vertrauen auf fette Beute los, verlor aber die Schlacht und geriet selbst in Gefangenschaft.
Immerhin hatte er, wie vorhergesagt, ein großes Reich zerstört. Schade nur, dass es sein eigenes war. Die Damen und Herren vom Delphischen Orakel waren immerhin fein raus: Der politisch ausgeschaltete Krösus konnte sich nicht mehr beschweren, und auch die siegreichen Perser werden ihnen kaum Vorwürfe gemacht haben.
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