Heute vor 40 Jahren endete der Versuch, in der kommunistischen Tschechoslowakei eine „sozialistische Marktwirtschaft“ mit Pressefreiheit, Streikrecht und der Duldung Andersdenkender einzuführen. Am 21. August 1968 besetzten sowjetische Panzer das Land einschließlich der Hauptstadt, in der alles begonnen hatte. Auf den Prager Frühling folgte ein jahrzehntelanger Winter. Der bedeutete auch das Karriereende des hoffnungsvollen Reformers Alexander Dubcek, der in der zynisch als „Normalisierung“ bezeichneten Phase politischer Unterdrückung als Waldarbeiter endete.
Beinahe noch unangenehmer empfand die Bevölkerung die Einschnitte im Konsumangebot. Nur an einem – wir würden sagen: Genussgetränk, für die meisten Tschechen ist es ein Grundnahrungsmittel – herrschte in der Folgezeit nie Mangel: Sogar ein Hardliner wie Gustav Husák, der die Sowjetunion um eine Invasion ersucht hatte, tat alles, damit der Gerstensaft nie zur Neige ging.
Dubceks Nachfolger als Generalsekretär der Kommunistischen Partei wusste: „Das Bier ist der Tschechen Brot.“ Es war die einzige seiner Ansichten, die auch Regimekritiker teilten. Einen von ihnen würdigte der britische Schriftsteller Bruce Chatwin im Roman „Utz“: „Sein Name war Kosík. Nach den Ereignissen von 1968 war er nach Amerika gegangen, nach Elizabeth, New Jersey. Aber er kehrte bald zurück. Das Bier dort war einfach ungenießbar.“
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