Mittwoch, 7. Januar 2009

Nein, das hat er nicht gesagt

„Zitate sind fehlerhaft wiedergegebene Worte eines anderen“: Diese Einschätzung des amerikanischen Schriftstellers Ambrose Bierce ist ein gutes Jahrhundert alt – und wird immer wieder bestätigt. Zuletzt beim Tod des Schauspielers Horst Tappert: Dessen Leibrolle war der Titelheld der in aller Welt beliebten Krimiserie Derrick. Sein berühmtester Ausspruch, mit dem Derrick/Tappert gerne zitiert wurde lautete: „Harry, hol' schon mal den Wagen.“ In Wirklichkeit – das können alle bezeugen, die sämtliche 281 Folgen der Serie gesehen haben – ist dieser Satz nie gefallen.

Es gibt noch andere berühmte Worte, die nie so gefallen sind, wie sie zitiert werden. Ein Beispiel ist Martin Luthers „Hier stehe ich und kann nicht anders!“ Das Schlusswort, mit dem der Reformator den Widerruf seiner Thesen ablehnte, endete mit den Sätzen: „Daher kann und will ich nichts widerrufen, weil wider das Gewissen etwas zu tun weder sicher noch heilsam ist. Gott helfe mir, Amen.“ Treue Leser dieses Newsletter wissen das.

Ein weiters berühmtes Zitat, das einer strengen Überprüfung niemals standhalten würde, stammt angeblich von Galileo Galilei: „Und sie bewegt sich doch!“ hat dieser nie gesagt. Musste er auch nicht: Niemand, auch nicht der Papst, hatte ihn aufgefordert, dem von ihm verfochtenen kopernikanischen Weltsystem abzuschwören. Dies tat er freiwillig; ob aus Angst vor irgendwelchen Folgen, ist nicht geklärt. Auch der Satz „Ich glaube nur an Statistiken, die ich selbst gefälscht habe“, stammt nicht wirklich von Winston Churchill. Der britische Premierminister war ein großer Freund von Statistiken und arbeitete gern mit Zahlenmaterial.

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