Freitag, 23. Januar 2009

Der Katastrophenglücksfall von Alesund

Manchmal sind es Kleinigkeiten, die eine Katastrophe auslösen, und gelegentlich sind es Katastrophen, die sich in einen Glücksfall verwandeln. Einen solchen Katastrophenglücksfall erlebte die westnorwegische Hafenstadt Alesund heute vor 105 Jahren.

Zunächst fiel in einer Margarinefabrik eine Petroleumlampe um. Das durch das Fett gut genährte Feuer fraß sich nicht nur durchs Firmengelände, sondern legte sämtliche 850 Holzhäuser der Alesunder Innenstadt in Schutt und Asche. 10 000 Einwohner waren in einer Nacht obdachlos geworden. Zum Glück hatte Norwegen und vor allem die pittoreske Westküste des Landes einen großen Liebhaber im Ausland. Der hieß Wilhelm und war gleichzeitig Kaiser des Deutschen Reiches.

Als er von dem Unglück erfuhr, entsandte er sofort ein Schiff mit Lebensmitteln und Medikamenten in die Stadt, in der er häufig seinen Urlaub verbracht hatte. Drei weitere mit Baumaterial beladene Transportkähne schickte er hinterher. Sämtliche Kosten bestritt der Monarch aus seiner Privatschatulle. Es folgte der Wiederaufbau eines kompletten Stadtzentrums im Jugendstil, weshalb Alesund heute von nicht wenigen Reiseführern als schönster Ort Norwegens bezeichnet wird.

Der letzte deutsche Kaiser ist den Norwegern in weitaus besserem Gedächtnis geblieben als den Weltkriegsverlierern seines Heimatlandes. Zum Dank haben sie in Alesund die größte Straße der Innenstadt nach Wilhelm II. benannt. Bestimmt wird dort auch in vier Tagen, am 27. Januar, der 150. Geburtstag des letzten deutschen Kaisers gefeiert.

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