Dienstag, 21. Oktober 2008

Stifter mit schlechtem Gewissen

Die Nobelpreise für dieses Jahr sind zwar bereits vergeben; verliehen werden sie jedoch erst am 10. Dezember. Das geschieht traditionell am Todestag des Stifters, des schwedischen Chemikers und Fabrikanten Alfred Nobel.

Geboren wurde er heute vor 175 Jahren in Stockholm. Die größte Erfindung unter seinen 350 Patenten war das sichere Lagern, Transportieren und Zünden von Nitroglycerin. Da der Sprengstoff bei der kleinsten Erschütterung explodieren konnte, war er für seinen Anwender fast genauso gefährlich wie für seine Feinde. Nobel mischte ihm Kieselerde bei und nannte das neue Produkt Dynamit.

Bergwerkbesitzer, aber auch Rüstungsfabrikanten freuten sich und nahmen das Zeug in Massen ab. Bald besaß Nobel 90 Fabriken in aller Welt – und zunehmend ein schlechtes Gewissen: Seine Erfindung sorgte für immer mehr Tote auf den Schlachtfeldern; und auch bei den in den Achtziger Jahren des vorletzten Jahrhunderts in Mode gekommenen Attentaten wurde der Sprengstoff reichlich verwendet.

Nobel freundete sich mit der österreichischen Pazifistin Bertha von Suttner (siehe auch die Dame auf dem österreichischen Zwei-Euro-Stück) an. Die schlug ihm vor, aus seinem Vermögen einen Friedenspreis zu stiften – für Persönlichkeiten, die „im verflossenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben.“

Das waren Mediziner, Physiker, Chemiker und Menschen, die sich um die Erhaltung des Friedens verdient gemacht hatten. Hinzu kamen Schriftsteller, denn die Literatur war Nobels Steckenpferd. Auch Bertha von Suttner profitierte vom Vermächtnis Nobels, der 1896 starb: Als erste Frau erhielt die Österreicherin 1905 den Friedensnobelpreis.

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