„Mich erstaunen Menschen, die das Universum begreifen wollen, wo es doch schon schwierig genug ist, sich in Chinatown zurechtzufinden“, meinte einmal der Spaßvogel Woody Allen – und erklärte damit ganz nebenbei die Systemtheorie.
Deren Hauptvertreter in Deutschland war Niklas Luhmann, der heute vor zehn Jahren starb. Luhmann lehnte es ab, ein System als ganzes zu verstehen, weil es zu komplex und damit zu kompliziert ist. Besser, man bricht es in viele Teile herunter und versucht, diese einzeln zu begreifen. So nähert man sich der Gesamtheit an.
Nehmen wir als Beispiel das Leben: Es ist komplex und kompliziert; daher ist sein Verlauf schwer zu beschreiben. Luhmann gibt folgende Hilfestellung: „Die Komponenten eines Lebenslaufs bestehen aus Wendepunkten, an denen etwas geschehen ist, was nicht hätte geschehen müssen. Das beginnt mit der Geburt.“ Um weitere Stationen zu schildern, empfiehlt sich die – einfache aber effektive Frage – welchem Zweck etwa Aus- und Weiterbildungen, Praktika und Auslandsaufenthalte gedient haben oder was sie in Zukunft bewirken sollen.
Begonnen hat Luhmann seine wissenschaftlichen Arbeiten zur Systemtheorie in den Sechziger Jahren. Als er 1968 eine Professur für Soziologie an der Universität Bielefeld übernahm, schrieb er in einen Bewilligungsantrag: „Forschungsprojekt: Theorie der Gesellschaft; Laufzeit: 30 Jahre; Kosten: keine.“
Ein Jahr vor seinem Tod und 28 Jahre nach Stellung seines Antrags veröffentlichte er sein viel beachtetes Werk Die Gesellschaft der Gesellschaft.
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