Wenn es in Fernsehdokumentationen über das bewegte Jahr 1968 geht, wird zur Untermalung gerne ein Text der Rolling Stones eingespielt: Ihr Song Street Fighting Man hört sich so schön revolutionär und martialisch an. Ist er aber nicht. Der Refrain lautet: „But what can a poor boy do except to sing for a Rock 'n' Roll band, cause in sleepy London town there's just no place for a street fighting man.“ Zu Hause auf der Couch ist es halt gemütlicher, da kann man sich besser von den anstrengenden Konzerten erholen.
Politisch war Mick Jagger, der morgen 65 Jahre alt wird, in seinen angeblich so rebellischen jungen Jahren nie. Wenn er auf demselben Album, auf dem Street Fighting Man beheimatet ist, die sozialen Missstände auf seiner bri tischen Heimatinsel besingt, tut er dies von bequemer Warte aus, wie er im Stück Jigsaw Puzzle verrät: Er liegt zwar am Boden, doch der ist teppichgepolstert, und beim Zusammensetzen des Puzzles assistiert ihm die Geliebte. Zu sagen, die Rolling Stones seien auch in der Folgezeit stets völlig unpolitisch gewesen, würde ihnen allerdings auch nicht gerecht werden.
Als die britischen Bergarbeiter 1983/84 in den längsten Streik ihrer Geschichte gegen die erzkapitalistische Regierung unter Margaret Thatcher zogen, spendeten Mick Jagger und Kumpane spontan eine Million Pfund! Die Bergarbeiter waren anschließend nicht erfolgreich, den Stones schadete ihr Engagement nicht. Im Gegenteil: Bis heute haben sie sich von Comeback zu Comeback gehangelt; und es darf bezweifelt werden, dass Mick Jagger morgen seine Rente einreichen wird.
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