Montag, 21. April 2008

Ein Schweizer bittet um Asyl – in den USA!

Die Gründe, warum ein Schweizer die Vereinigten Staaten um politisches Asyl ersucht, verortet man in einem fernen Jahrhundert. Schließlich war es die Schweiz, die sich Emigranten und Flüchtlingen aus den Nachbarländern immer wieder als Exilland aussuchten. Der Mann, um den es heute geht, hatte sich eines derart schwerwiegenden Verbrechens schuldig gemacht, dass er sich offenbar erst jenseits des großen Teichs vor den Klauen der eidgenössischen Justiz sicher fühlte. Was aber hatte Christoph Meili so Schlimmes getan?

Er hatte das Schweizer Bankgeheimnis verletzt! In seinem Job als Nachtwächter bei der Schweizerischen Bankgesellschaft schnüffelte Meili widerrechtlich in einem Container, der zum Schreddern bestimmt war. Einige der dort zur Vernichtung abgelegten Belege nahm er sogar mit nach Hause. Diese dokumentierten so genannte nachrichtenlose Vermögen von Kunden, die ihre Einlagen niemals abgeholt hatten. Konnten sie auch nicht, denn sie waren inzwischen Opfer des Völkermordes der deutschen Nationalsozialisten an den europäischen Juden geworden. Davon profitierten die Schweizer Finanzinstitute, bei denen sie ihr Vermögen deponiert hatten. Das nicht abgeholte Geld ging ins Eigentum der Banken über. Erst Meilis Zivilcourage und die Weitergabe der belastenden Dokumente an jüdische Opferorganisationen machte die Aufdeckung dieses Skandals möglich.

Heute wird Christoph Meili, der immer noch in den USA lebt, vierzig Jahre alt.

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