„Man muss leben, als hätte man hundertfünfzig Jahre Zeit“; empfahl der Schriftsteller, der heute 111 Jahre alt geworden wäre, denn „Hast ist der Feind des Lebens.“ Dass die Menschen nicht so viel von dem kostbaren Gut zur Verfügung haben, wusste Thornton Wilder nur allzu gut. Nicht von ungefähr beginnt sein erfolgreichster Roman Die Brücke von San Luis Rey – er erschien 1927 und hielt drei Monate lang die Spitzenposition der US-Bestsellerliste – mit diesem Satz:
„Freitag, den 2. Juli 1714, um die Mittagsstunde, riss die schönste Brücke in ganz Peru und stürzte fünf Reisende hinunter in den Abgrund.“
Im weiteren Verlauf der Geschichte lässt der Autor den Mönch Juniper die Lebensgeschichte der Opfer aufzeichnen. Aus dessen Nachforschungen ergibt sich einiges an Interessantem – nur keine schlüssige Erklärung für den scheinbar willkürlichen Tod der Fünf.
Dem Leser bleibt allein das Wissen, dass wir alle einmal sterben müssen – und als Trost vielleicht diese Erkenntnis am Ende des Buches: „Da ist ein Land der Lebenden und ein Land der Toten, und die Brücke zwischen ihnen ist die Liebe – das einzig Bleibende, der einzige Sinn.“ Sterben musste auch Thornton Wilder einmal. Er tat das am 7. Dezember 1975. Geblieben sind uns seine Bücher.
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